In diesem Monat hat Blechpirat für den Karneval der Rollenspielblogs das Thema Orte und Locations initiiert. Dies ist nun der nächste Beitrag der Reihe Strange Locations.
Der Gedächtnispalast
Was ist ein Gedächtnispalast?
Ein Gedächtnispalast ist zunächst einmal nur eine Mnemo-Technik, durch die Erinnerungen mit einem Ort verknüpft werden sollen. Dadurch wird es möglich, anhand des geistigen Schreitens durch den „Palast“ die Erinnerungen kontrolliert abzurufen.
Aber ist das überhaupt ein Ort?
Ja und nein. Dieser „Ort“ existiert nur mental, aber man kann durch diesen hindurch gehen, die Räume besuchen und die Symbole finden, die die jeweiligen Erinnerungen markieren. Die meisten Gedächtnispaläste haben als Vorlage einen physischen Ort, z.B. eine kleine Villa, einen größeren Palast oder für wahre Gedächtnis-Künstler sogar eine ganze Stadt.
Und da liegt auch schon die ganze Schönheit eines Gedächtnispalastes offen vor uns: Wolltet Ihr schon einmal die Karte eines Dungeons in Shadowrun verwenden, den Plan des British Museum in ein DSA-Abenteuer integrieren oder gar den Stadtplan von New York in Ars Magica verwenden? Der Gedächtnispalast bietet diese Möglichkeiten, denn er ist nur durch die Vorstellungskraft desjenigen begrenzt, der ihn errichtet. Natürlich kann man dies auch durch virtuelle Realitäten und Parallelwelten erreichen, aber ein Gedächtnispalast bietet noch mehr Möglichkeiten.
Alles, was zum Traumland gesagt wurde, gilt auch für den Gedächtnispalast. Symbolik spielt in der Welt der Gedanken eine immens wichtige Rolle, aber im Gedächtnispalast erfolgt all dies strukturiert und bewusst, da der Gedächtnispalast durch den Verstand und nicht das Unterbewusstsein kontrolliert wird. Dadurch werden auch eine bewusste Abwehr möglich, indem der Gedächtniskünstler Konstrukte erschafft, die Eindringlinge vertreiben sollen.
Was will man dort?
Wer den Film Inception gesehen hat, der kann sich schon einmal grob vorstellen, was man in der Erinnerung eines Anderen durchführen kann. Wenn man den Gedächtnispalast so versteht, dass er die Sammlung der bewussten Erinnerungen ist, dann können hier alle Arten von Gedächtnismanipulationen durchgeführt werden, indem man eine Erinnerung verändert oder austauscht. Zudem könnten auch Erinnerungen „gesucht“ werden. Wenn dieser Gedächtniskünstler, der einzige ist, in dessen Erinnerung das Mittel zu Rettung des Universums liegt, dann muss man vielleicht in dessen Gedächtnispalast eindringen, weil dieser gerade im Koma liegt oder sicher weigert, diese Information preiszugeben.
Kurz gesagt: Wann immer man in einen Gedächtnispalast eindringt, dann möchte man auf die Erinnerungen zugreifen.
Wie kommt man dorthin?
Magie oder Technologie bieten hier natürlich diverse Möglichkeiten. Eine Vernetzung mittels Datenzugriff auf das Gehirn oder ein Zauber, der einem das Eindringen in die Gedanken des Opfers ermöglichen bieten hier natürlich Möglichkeiten. Vielleicht spielt man aber selbst einen Gedächtniskünstler und jemand versucht einzudringen, dann ist man ja praktisch schon „dort“.
Aber wie bringt man eine ganze Gruppe in den eigenen Gedächtnispalast? Vielleicht sind die Charaktere der Mitspieler im eigenen Gedächtnispalast ja Konstrukte zur Abwehr von Eindringlingen oder man versetzt sie mittels der gleichen oder einer ähnlichen Technik ebenfalls in den eigenen Gedächtnispalast.