In diesem Monat hat Blechpirat für den Karneval der Rollenspielblogs das Thema Orte und Locations initiiert. Das wiederum hat mich inspiriert. Und somit möchte ich eine kleine Reihe unter dem Namen Strange Locations beginnen, in der ich seltsame und einzigartige Orte für Rollenspiel-Szenarien vorstelle.
Der erste Ort, den ich in diesem Rahmen vorstellen und anregen möchte ist:
Das Traumland
Was ist das Traumland?
Das Traumland ist der Ort jedes Träumenden. Zunächst einmal hat ein jedes Individuum ein eigenes Traumland, das Land seiner eigenen Träume, wohin der Träumende sein Bewusstsein sendet, wenn er schläft.Im Traumland gelten eigene Gesetze, die viel eher symbolischen Charakter haben als physikalische Grundlagen. Es kann sein, dass eine Reise von Tausenden Kilometern in wenigen Sekunden beendet ist, während sich Sekunden zu Jahren dehnen. Orte sind ebenso von symbolischem Charakter, das Ego kann ein gewaltiger Palast sein oder nur eine kleine hölzerne Hütte. Grundsätzlich ist in Träumen alles erlaubt und nichts verboten. Das macht diesen Ort so einzigartig und wunderbar. Hier können Charaktere sterben und wiederauferstehen. Hier können Tiere sprechen und Menschen fliegen.
Wenn man etwas einzigartiges erleben möchte, dann sollte man in einen Traum gehen.
Wie komme ich dorthin?
Zunächst einmal ganz einfach: Augen zu, einschlafen und träumen! Doch manchmal möchte man in die Träume anderer Personen gelangen, um dort Informationen zu erhalten oder Seltsames zu erleben. Dazu ist meistens Magie oder psycho-aktive Technologie notwendig. So könnte man z.B. bei DSA den Zauber TRAUMGESTALT benutzen, bei Ars Magica wäre Traummagie notwendig, während man bei Shadowrun z.B. mittels Datenbuchse oder Troden in die Träume eindringen könnte.
Bei Cthulhu gibt es sogar ein eigenes Traumland, doch dazu später mehr….
Was erlebe ich dort?
Alles und Nichts! Man kann in Träumen alles erleben, was man sich vorstellen kann – und genau das ist der Punkt. Träume sind nur durch die Vorstellungskraft des Träumenden begrenzt. Manchmal ist es möglich, dass von Außen Eindringende – wie z.B. die Charaktere – die Möglichkeit haben, den Traum zu verändern, doch das ist von System zu System, vielleicht auch von Traum zu Traum unterschiedlich.
Aber: Nichts von dem Erlebten ist real! „Träume sind Schäume“ sagt das Sprichwort und es ist wahr. Nichts, was in Träumen geschieht, hat Einfluss auf das wache Leben, zumindest fast nichts. Man könnte z.B. Gedanken durch Träume in das Opfer einpflanzen (á la Inception) oder dem Opfer derartige Alpträume bescheren, dass es keine ruhige Nacht mehr verbringt bis hin zu vollständigem Wahnsinn. Doch es gibt auch Gefahren für den Traum-Reisenden, denn wenn das Bewusstsein im Traum Dinge erlebt, die es verletzen, so kann dies auch Rückwirkungen auf den Körper haben.
Also: Immer schön vorsichtig sein!
Spezielle Traumlande
Manche Systeme haben spezielle Traumlande. Hier sei z.B. das Traumland von Cthulhu erwähnt, das im Buch Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath genau detailliert wird. Aber auch andere spezielle Traumlande sind denkbar und üblich. So ist in Ars Magica z.B. die Rede davon, dass es ein gemeinsames Traumland gibt, in der Old World of Darkness gibt es ein ähnliches Konstrukt und allen gemein ist, dass hier Träumende von allen Orten gemeinsam hinkommen und sich dort begegnen können. Man kann also durchaus von einer Art kollektiven Traumland sprechen.
Anregungen für Abenteuer
Ich persönlich habe das Traumland als Location für ein Abenteuer in meiner Ars Magica-Runde benutzt, nachdem ich die Doctor-Who-Folge „Amys Entscheidung“ gesehen hatte. Dort tritt ein Wesen namens „Dream Lord“ auf und erzwingt Träume. Das gleiche hatte ich mir auch gedacht und für jeden Charakter einen Traum entworfen, der für ihn passt: Der Flambeau-Kämpfer träumte von einem Kriegszug eines Dämonen-Kindes, die Naturmagierin von einem Baumdrachen, der ein Dorf bedroht und der Nekromant von den Geistern seines Bundes. Dann trat der sogenannte Traummeister auf und erklärte, eines der drei Szenarien sei die Realität und die Charaktere müssen den Weg zurück in diese finden, indem sie in ihren Träumen sterben. Die Wahrheit war allerdings, dass alles Träume waren, was jedoch erst sehr spät erkannt wurde. Der Traum ist halt eine sehr komplexe Location.
Weitere Lektüre
Um Träume und ihre Symbolik zu verstehen und im Rollenspiel gut zu implementieren empfiehlt sich ein Lexikon der Traumsymbole oder Bücher über Traumdeutung. Wenn man die Erlebnisse von Träumen deuten will, dann empfehlen sich die wunderbaren Bücher über Alice im Wunderland, das Nimmerland von Peter Pan oder die zauberhafte Welt von Oz, die man alles als spezielle Traumlande interpretieren könnte.
Da fehlt eindeutig Traumfinder in der Bücherliste…
Das kenne ich gar nicht. Direkt mal nach suchen…
Nachtrag: Klingt sehr gut. Muss ich mal lesen…