1. Einleitung
Feqz wa Radscha Uschtammar aley ak, ya effendi! Mein Name ist Dschadir al’Rashid ay Rashdul sâl Abu Feyhach ibn Mhukkadin al’Fessir ibn Abdul, aber ich erwarte nicht, dass ein Garetistani – wie Du einer bist, Effendi – diesen Namen korrekt aussprechen wird, so nenne mich nur einfach Dschadir, oh Sohn des Gleichmuts und Herr der sauberen Betten und guten Getränke. Oh, nein, du irrst, Bruder der Anmaßung! Ich bin kein Wüstensand-fressender Novadi, dessen Gedanken so einfach sind, dass er nur einen einzigen Gott in seiner Existenz zu erfassen vermag, ich bin Tulamide und stamme aus Rashdul, der Altehrwürdigen, dort wo mein Vater, der erhabene Mhukkadin auf den Basaren ungebildeten Wüstensöhnen ihre Waren für einen Feqz gefälligen Preis abkauft und dank seiner flinken Zunge und wachen Verstandes diese wieder zu einem noch besseren Preis verkauft. In der Stadt, in der ich die Ehre hatte, bei Sahib Abu Feyhach die uralte Tradition der tariqa ash’sheftelinur zu erlernen. Du willst die Geschichte hören, Effendi, nun, so bringe mir einen guten Tee, lasse mich meine huqa entzünden
und erzählen. Doch ich warne dich, ich bin kein Haimamud und meine Kunst des Erzählens mag hinter jener zurückstehen, die Du vielleicht schon kennen magst, Effendi…
II. Die Familie
Es war vor 28 Götterläufen im Mond der Hesinde, in dem die Nächte kühl und angenehm sind, da ich geboren wurde. Ich bin der erste Sohn der zweiten Frau meines Vaters Mukkhadin, der gute und erlesene Teppiche handelt und damit genügend Marawedi verdient, um drei Frauen und acht Kinder, als auch seinen gebrechlichen Vater und dessen Schwester zu ernähren.
Mein Großvater Abdul kann nur noch durch die Hilfe eines Sklaven seine Gemächer verlassen und seine Schwester – die gute Aishulibeth, deren Schönheit nicht durch die Jahre versiegt ist – verweilt stets in seiner Nähe, um die Zeiten zu genießen, die sie noch mit ihm hat, bevor der gestrenge Boron sich seiner Seele annehmen mag.
Die Shanja meines Vaters heißt Nesliha und gebar meinem Vater zwei Söhne namens Khabla, der seiner Mutter Schönheit und reine Haut erbte, und Amir, der unseres Vaters Geschick beim Feilschen erbte, und eine Tochter namens Nedime, die wie schon unsere Großmutter Riftah in der Kunst der Sharisadim unterwiesen wurde. Khabla verließ unsere Familie, um den Wegen der schönen Rahja zu folgen, während Amir wohl das Geschäft unseres Vaters übernehmen wird. Nesliha selbst war die Tochter eines Handelspartners von Großvater Abdul und sie und Vater wurden sich bereits als Kinder versprochen.
Meine Mutter, Delilah, war ebenfalls eine Sharisad, die durch ihre Tänze meinen Vater so verzauberte, dass er sie zu seiner zweiten Frau nahm. Sie beherrscht die Kunst der Sharisadim al’Mudra, und von ihr erhielt ich wohl auch die Gabe, den Traditionen der Kophtanim zu folgen, oder – wie du es ausdrücken würdest, Garetistani – die Magie! Meine Schwester Emiramis jedoch hatte nicht das Glück diese Gabe zu teilen, doch ist sie schön wie eine Wüstenrose, aber macht Euch keine Hoffnungen, Effendi, sie ist bereits versprochen und ich hoffe, am Tage ihrer Hochzeit wieder daheim in Rashdul zu sein.
Wenn Du meine Brüder, die Zwillinge Nasir und Nasreddin, sowie meine Schwester Tulmyrja siehst, so wirst Du, als Garetistani, dich fragen wieso sie so dunkle Haut tragen, Effendi. Dies ist jedoch einfach zu erklären, ihre Mutter, meines Vaters dritte Frau, ist ein Wildfang namens Tonka-Tonka, die aus den Regenwäldern des Südens als Sklavin in den Haushalt unserer Sippe kam und meines Vaters Herz erweichte, wonach er sie heiratete und ihr die Freiheit schenkte. Meine Brüder sind derzeit in der Lehre der angesehenen Säbelfechter-Schule Kemal Rashij ben Surkan in Rashdul und werden dereinst wohl einem Sultan oder einem angesehenen Händler als Leibwache dienen können, während die ruhige Tulmyrja noch sehr jung ist, gerade erst 10 Sommer hat sie gesehen, aber auch sie zeigt bereits einen scharfen Geist, wie es in meiner Familie wohl üblich ist.
III. Erziehung im Harem und Basare in Rashdul
Wie es in meiner Heimat üblich ist, verbrachte ich die ersten Jahre im Harem meines Vaters und wurde von seinen Frauen erzogen. Die Frauen brachten mir die Sprache bei, einige Umgangsformen, Rechnen und vor allem durfte ich mit meinen Brüdern spielen. Mit meinem sechsten Lebensjahr änderten sich die dinge, da mein Vater wünschte, mich in das erhabene Geschäft des Teppichhandels einzuführen, wodurch ich ihn ab sofort auf die Basare begleitete, ihn bei Handelsabschlüssen bediente und kleinere Botengänge für ihn übernahm.
In dieser Zeit lernte ich auch den Gott Feqz kennen, dem seit jeher von meiner Sippe für gute Geschäfte geopfert wurde und der in seiner Gnade diese Opfer wohl häufig berücksichtigt. Ich sollte später in den Geschichtsstunden der Chamib al’Pandjastra erfahren, dass Feqz auch der ursprüngliche Gott meines Volkes war und seitdem huldige ich ihm noch mehr.
In meinem neunten Lebensjahr geschah es, dass der Magier Abu Feyhach der Chamib al’Pandjashtra zu meinem Vater kam und einen Teppich erstehen wollte, den er für die Bindung eines Djinns verwenden wollte, auf dass er einen der legendären fliegenden Teppiche bekam. Er verwendete magische Handlungen, um einen Teppich auszusuchen und dabei stellte er fest, dass wohl in mir die Gabe schlummerte. Abu Feyhach bot meinem Vater an, mich an der Chamib al’Pandjashtra auszubilden, was dieser freudig begrüßte.
IV. Die Chamib al’Pandjashtra wa Sittashtra wa Haftashtra day Sahib al’Djinnim ay Rashdul
So geschah es also, dass Sahib Abu Feyhach mich zur Chamib al’Pandjashtra brachte und meine Ausbildung begann. Er protegierte mich persönlich und band mich in vielerlei Intrigen gegen seinen Kollegen Al’Hilal ein, mit dem er sich den Lehrstuhl für Luft-Elementarismus teilte und mit dem er seit der Lehrzeit eine kollegiale Fehde führt. Er lehrte mich viele Dinge wie die Geschichte unseres Volkes, die Überlieferungen der Kophtanim und zeigte mir schließlich in den Elementarien die Kunst der Luft-Beschwörungen. Im Burj al’Astranim wurde mir die Sternkunde näher gebracht und ich durfte dort Meditationstechniken üben. In den alchimistischen Laboratorien erlernte ich unter Sahib Jibran at’Tarhand neben der übliche Alchimie auch die Grundlagen der elementaren Alchimie. Im Oth al’Kutub – der Bibliothek – gewährte mir die stumme Sahiba al’mhanach Mirshan saba Shomal Zugriff auf diverse Bücher und Schriftrollen, damit ich meine Studien unter Sahib Abu Feyhach ergänzen konnte.
Vor dem Bab az’Zul wurden wir eindringlich gewarnt, da dieses nur Talibim des dämonischen Zweiges offen stünde und alle anderen, die hindurch gingen, ohne ein Blutopfer zu bringen, schreckliches Unglück erleiden sollten.
In der Bogenschussanlage erlernte ich die Kunst von Abu Feyhach, PFEILE DER LUFT zu erzeugen, die von meinen Brüdern Nasir und Nasreddin bei Besuchen aus der Kemal Rashij ben Surkan verwendet wurden.
Da es den Talibim bis zur Adepten-Prüfung nicht erlaubt ist, die Chamib al’Pandjashtra zu verlassen, ist es sehr wichtig, dort auch Freunde zu finden. Da ich dort niemanden kannte, hatte ich anfängliche Probleme, doch nach kurzer Zeit freundete ich mich mit dem Brillantzwerg Argax groscho Kubrax an, der sich dem Element Erz verschrieben hatte. Unsere gegensätzlichen Elemente – ich selbst hatte schon immer eine Begabung für das Element der Luft – sorgten für hitzige Diskussionen und einige kleinere magische, wenn auch freundschaftliche Duelle.
Noch während ich pubertierte lernte ich Aysha al’Azila kennen und uns verband schnell eine jugendliche Liebschaft. Argax warnte mich wiederholt vor Aysha, da sie dem dämonologischen Zweig der Chamib al’Pandjashtra entstammte und er sie für intrigant, bösartig und hinterhältig hielt. Ich sehe dies bis heute allerdings anders. Als im Jahre 1022 BF der dämonologische Zweig durch seine Erhabenheit Sultan-Spektabilität Hasrabal ben Yakuban der dämonologische Zweig der Chamib al’Pandjashtra geschlossen wurde, wurde auch Aysha der Schule verwiesen. Es dauerte Wochen, bis mein Herz wieder eine Freude an der Lehre empfand und ich hoffe, Aysha dereinst wieder zu treffen, damit unsere Liebe erneuert werden kann. Ich schreibe ihr immer noch regelmäßig Briefe, damit sie mich nicht vergessen möge und ich erhalte gelegentlich auch Antwort. Wie es scheint, hat sich einer ihrer früheren Sahibim ihrer angenommen und sie weiter ausgebildet.
Wenige Jahre später entkam ein niederer Dämon aus einem der Daimonarien und ich stellte mich ihm entgegen und konnte ihn, dank des kurz zuvor erlernten PENTAGRAMMA-Mantras, sogar bannen. Als Zeichen der Würdigung meiner Entschlusskraft und Unerschrockenheit fertigte Sahiba Zuloya Hasrabalsunni ein von Dschinnen geschmiedetes Bannschwert in der form eines Waqqif für mich an, das ich unter Anleitung von Sahib Abu Feyhach auch verzaubern konnte. Kurz darauf bestand ich meine Prüfung und machte mich auf den Weg, um Erfahrungen in den weiten Landen des Kontinentes zu sammeln.
was sind das das alles für Geschichten? ist das alles nur Phantasie oder gibt es auch weisheiten darin?
Dies sind Geschichten zu Charakteren aus diversen Pen & Paper-Rollenspielen. Es sind also phantastische Geschichten…
Aber steckt nicht in jeder Geschichte mindestens eine Weisheit?